Zu den fünf Gefäßen
Fünf Gefäße: sie alle sind Gefäße, die der menschlichen Kunst des Trinkens dienlich sind. Die Zahl „fünf“ erscheint in der Zahlensymbolik als Zahl, die den Menschen vergegenwärtigt, hat dieser doch fünf Körpersinne, fünf Finger an der Hand, fünf Zehen am Fuß; mit ausgestreckten Armen und Beinen sowie dem Kopf bildet der Mensch ein Pentagramm, wie es der große Universalgelehrte Heinrich Cornelius Agrippa von Nettesheim (1486-1535) gezeigt hat:Da es der Mensch ist, der in seiner Freiheit sich der Entfaltung seiner Spiritualität widmen kann, da es der Mensch ist, der Interkulturalität verstehen und pflegen sollte, ist die Zahl „fünf“ für die Anzahl der Gefäße gewählt worden.
Die Gefäße selbst: sie alle repräsentieren in unterschiedlichen Funktionen Kunst und Ritual des Trinkens. Trinken wurde schon in früher Menschheitsgeschichte als lebensspendender Akt und Akt menschlicher Gemeinschaft verstanden, also mit Bedeutung verbunden. In der Entwicklungsgeschichte der Menschheit bildete sich der „Urmensch als Jäger“ heraus; die Jagdgesellschaft als eine frühe Form der Arbeitsteilung verfolgte dabei nicht nur praktische Zwecke, indem eine Gruppe ein einzelnes Wild leichter erlegen kann, sondern sie wurde auch eine Gemeinschaft mit sozialer Ordnung und Hierarchien. In der Identifizierung mit Anderen wird jene Einheit gestiftet, die sich in gleichartigem Verhalten ausdrückt und so den Unterschied zu anderen Gemeinschaften deutlich macht. Seinerzeit im gemeinsamen Konsum der Jagdbeute, später im gemeinsamen Speisen und Trinken werden in Wiederholungshandlungen Riten und deren geistige Deutungen ausgeformt. Diese Deutungen wirken wiederum auf den Ritus zurück: Gemeinsamkeit zeigt sich im gemeinsamen Trinken aus einem einzigen Gefäß, das herumgereicht wird, oder aber in der Gleichartigkeit der Trinkgefäße, wie dies bis heute auch bei "profanen" Tischgesellschaften gepflegt wird.
In allen großen Religionen sind Trinkrituale zentraler Bestandteil. Das im Ritus genutzte Getränk gilt als lebenserhaltend und Einheit stiftend: Einheit der Gemeinschaft, aber auch Vereinigung und Einheit mit einem allerhöchsten Einheitlichen, wie es etwa das Gedicht des Hafiz auf der Weinkanne aus Persien besingt. So stehen diese fünf Gefäße als Symbole für unterschiedliche spirituelle Gedanken, die sich jedoch in der Achtsamkeit auf den dem Trinken eigenen spirituellen Gehalt ergänzen und somit westliche und östliche Wissenschaft und Weisheit zusammenführen wollen.