Studieninhalte
Modul I:
Religionsphilosophische Grundlagen
- Religiöse Erfahrung
- Grundbegriffe von „Religion“
- Offenbarungsreligion
- Wissenschaft, Weisheit, Mystik, Spiritualitäten.
Phänomenologische Annäherungen
Auch wenn Erfahrungen zu haben selbstverständlich für Menschen ist, so ist damit noch keineswegs klar, wodurch Erfahrungen zustande kommen. Dies gilt erst recht für Erfahrungen, die als religiöse Erfahrungen beschrieben werden. Dem historisch-empirischen Blick zeigt sich zudem schnell, dass inhaltlich unterschiedlich bestimmte Erfahrungen als religiöse Erfahrungen angesehen werden. Entsprechend unterschiedlich werden auch Begriffe wie Religion, Offenbarungsreligion, Mystik, Weisheit, Spiritualität etc. verstanden.
Das Modul eröffnet in grundlegender Weise historische und religions-philosophische Zugänge zum Phänomen von religiösen Erfahrungen. Dabei wird in einem ersten Zugang zwischen religiösen Erfahrungen unterschieden, die sich auf einen sich durch Personalität auszeichnenden Gott beziehen, und solchen, die das Göttliche als namenlose Transzendenz, als All-Eines, bestimmen. Vor allem aber wird den anthropologischen Ursprüngen und Strukturen religiöser Erfahrungen nachgegangen.
Modul II:
Religionswissenschaftliche Grundlagen A: Wege westlicher Weisheit
- Judentum
- Christentum
- Islam
- Einheit in der Differenz oder alles eins?
Die „Wege westlicher Weisheit“ entstehen vor allem in den großen monotheistischen Religionen Judentum, Christentum und Islam. Daher sind zunächst die Grundzüge dieser Religionen systematisch vorzustellen, aber auch zu zeigen, wie das Christentum Judentum, der Islam Judentum und Christentum voraussetzen. Zu zeigen ist dabei die prinzipielle Verschiedenheit der jeweiligen Religionen, die durch den Glauben an die unterschiedliche Zuwendung Gottes zu den Menschen zum Ausdruckkommt. Dies kennzeichnet auch die differenten Auffassungen von der Welt und bringt unterschiedliche Spiritualitäten hervor. Danach kann die Frage gestellt werden, ob diese Auffassungen eine Gemeinsamkeit oder eine gemeinsame Grundlage haben.
Im Rahmen der Kontemplativen Praxis I werden in Meditations- oder Kontemplationsveranstaltungen die theoretischen Kenntnisse mit persönlichen spirituellen Erfahrungen verbunden.
Modul III:
Religionswissenschaftliche Grundlagen B: Wege östlicher Weisheit
- Hinduismus
- Buddhismus
- Chan / Zen und Tibetischer Buddhismus
- Nichts, Einssein – und das „Selbst“
Die „Wege östlicher Weisheit“ entstehen vor allem in der Indischen Religiosität (= Hinduismus) und im Buddhismus, sodann auch in Chan und Zen. Daher sind diese Religionen und ihre größten Schulen vorzustellen. Aus dem Buddhismus sind es die Schulen Chan (China) und Zen (Japan), die große Bedeutung erlangt haben, sowie der Tibetische Buddhismus. Dabei sind Gemeinsamkeiten und Differenzen zu monotheistischen Religionen (Modul 2) im Blick, zumal die Auffassungen vom „Selbst“ des Menschen und der Lebewesen. Diese Auffassungen bestimmen auch die den „Wegen östlicher Weisheit“ eigene Denkweise und Spiritualität: wird dieses „Selbst“ zur Ruhe gebracht, aufgelöst oder aufgehoben? Und was folgt daraus für Denken und Spiritualität?
Im Rahmen der Kontemplativen Praxis I werden in Meditations- oder Kontemplationsveranstaltungen die theoretischen Kenntnisse mit persönlichen spirituellen Erfahrungen verbunden.
Modul IV:
Gegenwartsbewegungen von Spiritualität
- Neuzeitliche Entwürfe: Rudolf Steiner, Ken Wilber und Willigis Jäger
- Agnostizismus und Atheismus in der Neuzeit
- Gotteskrise? Das Theodizeeproblem
- Soziologische Blicke auf den „Westen“
Über lange Zeit wurde in der Soziologie die Überzeugung vertreten, dass mit der voranschreitenden Rationalisierung und Technologisierung der Lebenswelten tradierte Religionen ihre kulturprägende Kraft verlieren würden. Zwar ist unübersehbar, dass Religiosität in Kulturkontexten heute anders „funktioniert“, als dies noch vor einigen Jahrzehnten der Fall war. Gleichzeitig sind aber neue, dynamische Religionsproduktivitäten sowie „transreligiöse“ Versuche von Daseinserklärungen zu beobachten.
In diesem Modul wird den Gründen nachgegangen, warum es in modernisierten westlichen Gesellschaften zu diesen Dynamiken kommt. Dabei wird vor allem dem Eindruck nachgegangen, dass die Frage der Theodizee wesentlich zur Erschütterung des theistischen Gottesbildes, zur Konzeption von neuen religiösen Entwürfen, aber auch zum Aufkommen eines verbreiteten Agnostizismus und Atheismus beigetragen hat.
Modul V:
Ich und Freiheit
- Meister Eckhart
- Descartes, Kant, Fichte
- Nietzsche, Freud
- Was ist Freiheit?
Die mittelalterliche christliche Tradition betrachtet die dem menschlichen „Ich“ von Gott geschenkte Freiheit als eine Möglichkeit, auf dem Weg zur Gottesnähe fortzu-schreiten. Diese Freiheit zeigt sich besonders in der Mystik, zumal bei Meister Eckhart, wenn dieses „Ich“ eine Anwesenheit bei Gott findet und damit alles in der Welt zu überwinden scheint. Im Gefüge des neuzeitlichen Denkens der Philosophie erweist sich nun das „Ich“ des Menschen selbst als freies Prinzip seines Denkens, seiner Urteile (Descartes), aber auch seiner selbstbestimmten Handlungen (Kant) und seines wissenschaftlichen Wissens (Fichte). Die so gewonnene Freiheit ist auch Grundlage von Spiritualität, die sich nicht verfügen lässt, sondern sich selbstbestimmt und damit frei entfaltet. Mit den Kritiken und Einsichten von Nietzsche und Freud, die die Moderne (immer noch) bestimmen, wird dieser Freiheitsbegriff nochmals geprüft und verändert.
Modul VI:
Ich und Ichlosigkeit
- Spiritualität und Freundschaft mit Gott: Rumi, Teresa von Avila und Johannes von Kreuz, Chassidismus, Tagore
- Das verlorene Ich: Islamische Mystik
- Ichlosigkeit: „Östliche Wege“
- Ich und Ichlosigkeit. Die Diskussionen im Buch „Milinda Panha“
Das in der abendländischen Tradition behauptete „Ich“ steht in der Spiritualität der Mystik der Religionen einem „Du“, Gott, unmittelbar gegenüber. Dies geschieht in der Freundschaft und daher im Erhalt oder auch im Verlust dieses „Ich“ in vollkommener Selbstaufgabe. Es sind die Wege innerhalb monotheistischer Religionen, aber auch in den Bhakti-Lehren des Hinduismus. Als eine Steigerung dieser Selbstaufgabe wird die Einsicht begriffen, wie sie als „Ichlosigkeit“ und damit vollkommener Freiheit vom „Ich“ darstellt. Auch hier kann eine besondere Spiritualität Ausdruck menschlicher Selbstbestimmung sein. Die Bewahrung des „Ich“ und die Selbstaufgabe des „Ich“ eröffnen Wege, deren Ziele daraufhin zu untersuchen sind, ob sie beiden Wegen gemeinsam, verwandt oder verschieden sind.
Modul VII:
Spiritualität, empirische Humanwissenschaften und Quantenphysik
- Hirnforschung und Spiritualität/Meditation
- Religion und Quantenphysik
- Macht Religion gesund? Spirituelle Heilpraktiken und psychologisch-psychiatrische Fragestellungen
- Religion und kulturelle Evolution
Phänomene, die bei spirituellen Übungen (Meditation, Kontemplation etc.) auftreten, stehen nicht selten in Wechselbeziehung zu physiologisch erfassbaren Erscheinungen, indem sie von diesen hervorgebracht oder diese von den Übungen bewirkt sind. Hier hat die Hirnforschung der letzten Jahre erstaunliche empirische Ergebnisse gezeigt. Die Kenntnis solcher Ergebnisse bewahrt davor, jegliche Erfahrungen und Zustände unmittelbar für die Wirkung oder Erlangung „übernatürlicher Kräfte“ zu halten. Wechselbeziehungen zwischen Subjekt und Objekt, wie sie in Religionen erfahren und gedacht werden, werden in der modernen Physik, zumal der Quantenphysik, untersucht und dargestellt. Damit wird deutlich, dass die überkommenen Auffassungen einer möglichen Trennung von Subjekt und Objekt durch die Einsicht in deren gegenseitige Beziehung ergänzt, wenn nicht korrigiert werden müssen, dass also manches traditionelle Denken auch in der Naturwissenschaft überwunden wird. Dies hat Auswirkungen auf einen modernen Begriff von Religion. Ist damit einer „Theorie“ von Religion und Spiritualität über alle Kulturen hinweg gedient, so werden die genannten Wechselbeziehungen hinsichtlich der „Religion“ in denjenigen Fragestellungen untersucht, die spirituelle Heilpraktiken in den Blick nehmen, indem gerade hier psychische und psychiatrisch erfassbare Dispositionen Erwartungshaltungen und Ergebnisse oftmals bedingen, aber auch von diesen wiederum beeinflusst sind. Gilt dies für Religion überhaupt? Und ist Religion damit eine Stufe der kulturellen Evolution der Menschen?
Modul VIII:
Spiritualität – Interkulturalität - Weltverantwortung
- Modelle der Religionstheologie
- Ist Spiritualität interkulturell wertbegründend?
- Menschenrechte und Gerechtigkeit
- Spiritualität und Alltagsbewältigung
Spiritualität ist ein Grundzug von Religion und Religionen auch in der Gegenwart. Daher wird diese Haltung in Modellen der Religionstheologie zum Thema, wobei hier verschiedene Modelle unterschiedliche Betrachtungen ermöglichen. Von großer Bedeutung ist die Frage, ob Spiritualität interkulturell wertbegründend ist, also praktische und politische Konsequenzen hat. Insbesondere müssen dabei die verschiedenen Auffassungen vom Wesen des Menschen zueinander in Beziehung gesetzt werden, um Übereinstimmungen und Differenzen hinsichtlich der Werte, die menschliches Zusammenleben begründen, zu erheben. Dies gilt nicht nur in weltweiten interkulturellen Bereichen, sondern auch im konkreten Alltag der Einzelnen.